Mein einsamster Marathon
Der Marathon "Rund um den Kummerower See" stand gestern in meiner Planung. In Neukalen wurde erst um 14 Uhr gestartet. So hatte ich genügend Zeit für die Anreise, dachte ich.
Geplant hatte ich für die ca 200 km 3 Stunden Anfahrt. Aber da hatte ich mich gründlich verrechnet. Dicke Staus auf der Autobahn, und eine große Baustelle auf einer Bundesstraße sorgten für Mega Stress bei der Anreise.
Zehn Minuten vor dem Start stand ich dann doch noch auf dem Parkplatz im Hafengelände von Neukalen. Nun ging es im Laufschritt zur Starnummernausgabe, im Laufschritt zurück zum Auto, blitzschnell umziehen und im Laufschritt zum Start.
Und schon ging es los. Ich hatte keine Zeit mehr für irgend eine mentale Vorbereitung. Diese Hektik ist einfach Gift für mich. Aber egal. Einfach laufen, und dabei erst einmal erholen und durchatmen.
Die vor mir laufenden Läufer waren blitzschnell meinen Augen entschwunden. Ich war plötzlich mutterseelenallein auf der Strecke. Nichts und niemand begleitete mich. Auch hinter mir war niemand mehr zu sehen. Das hat mich sehr irritiert, und es sollte so bleben. War das eine Form der Einsamkeit des Langstreckenläufers? Ich weiß es nicht.
Ich lief einfach vor mich hin, hing meinen Gedanken nach, und freute mich an der schönen Umgebung.
Nach ca 7 km gab es einen netten Verpflegungspunkt. Es wurde Mineralwasser gereicht, und zur Abkühlung auch Leitungswasser. Die Leute waren sehr nett, aber ich fühlte mich, als wäre ich die Letzte, und alle mußten auf mich warten.
Ich fragte mich auch die ganze Zeit, wo denn nun der Kummerower See ist. Ich hatte noch kein Wasser gesehen. Aber nach ca 8 km war es dann endlich soweit. In der Ferne war ein wunderschöner See zu sehen. Es war der Kummerower See, der mir plötzlich sehr groß vorkam. Ich konnte mir nicht vorstellen, so allein um diesen See laufen zu müssen. Aber ich fühlte mich gut, und ich hoffte, das es auch so bleibt.
Nach 9 km gab es die erste Abwechslung. Ich mußte mich von einer Fähre, an der ich beinahe vorbei gelaufen wäre, übersetzen lassen. Das war lustig. Es waren auch viele Radfahrer unterwegs, die sich auf der Fähre tummelten. Hier standen auch viele Getränke bereit.Am anderen Ufer ging es genau so einsam weiter. Hier ging es durch eine kleine Ortschaft, wo man auch ein wenig Zuspruch von den Passanten bekam, Dann folgte ab km 10 ein wunderschöner, aber sehr anspruchsvoller Uferweg. Er war sehr schmal, verwurzelt und wellig. Aber ich liebe solche Wege, und deshalb hat mir dieser Teil der Strecke ganz besonders gut gefallen.
So ging das bis zu km 17. Und ab dann wurde es richtig hart. Bis km 22 nur eine einsame Straße, die sich in sehr lang gestreckten wellen ewig hinzog. Immer wieder ging es auf und ab. Es gab keine Möglichkeit der Erholung. Das hat mich mental runter gezogen. Es war einfach nur einsam und anstrengend.
Die anschließenden 8 km auf einsamen, schnurgeraden Feldwegen waren auch nicht einfach. Weit vor mir sah ich immer einen gelben Punkt. Das war auch ein einsamer Läufer, der so ein schönes, leuchtendes Neonhemd trug. Und das war mein Glück. Er bog an einer Wegkreuzung nach rechts ab, Ich sah ihn in der Ferne. Als ich an diese Kreuzung kam, konnte ich keinen Hinweis finden, wo es lang geht. Nun kam ich ins grübeln. Aber dann fand ich ein Schild, das auf einen Übersetzer zum anderen Ufer hin wies. Also folgte ich dem gelben Punkt und hoffte, das er Recht hatte. Es war nicht leicht, den Zugang zu den Booten der Freiwilligen Feuerwehr zu finden. Aber irgendwie ist es mir dann doch gelungen.
Nun waren aber schon 30 km geschafft. Ich bereitete mich auf den letzten Teil der Strecke vor, in der Hoffnung, noch auf schönen Naturwegen zu laufen. Aber es waren wieder nur sehr wellige, und auch noch stark befahrene Straßen. Die letzten Kilometer wurden richtig hart. Die Schienbeine begannen zu schmerzen und die Waden wollten krampfen. Also bin ich nur noch ganz vorsichtig, aber ein kontinuierliches Tempo gelaufen.
Am Ende standen 38,26 km zu buche, die ich in 04:03:58 h sehr einsam zurückgelegt habe. Das möchte ich nicht noch einmal haben. Ich hatte mich eigentlich auf einen schönen Landschaftslauf gefreut.
Die Organisation war jedoch sehr liebevoll und die Verpflegung ausreichend. Für meine Einsamkeit kann ja der Veranstalter nichts.
Und am Ende wurde ich noch mit einem schönen Pokal für den Sieg der 2 Frauen belohnt, die den Marathon gefinisht haben.
Zwei Marathon-Siegerinnen, Bettina und Elke
Den muß man erst mal laufen
Nun wird erst eimal der Durst gelöscht.
Und jetzt fahre ich weiter an die Ostsee.